Erst nahmen sie sich die Raucher vor ...

Erst nahmen sie sich die Raucher vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Trinker vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Dicken vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich mich vor. (Frei nach Martin Niemöller)

Samstag, 29. September 2012

Die Pharma-Industrie gegen die e-Zigarette

Prof. Michael Siegel berichtet in The Rest of the Story, dass  Pfizer 2,75 Millionen Dollar an Gruppen gespendet hat, die sich für ein Verbot der e-Zigarette einsetzen.

Es ist kein Geheimnis wem Pfizer Spenden zukommen lässt, denn die Zahlen werden von Pfizer selbst veröffentlicht. Pro Jahr gibt es ein rund 90seitiges Dokument, das die Spenden an etwa 2000 Organisationen auflistet. Aus den Berichten für 2011 und 2012 ergeben sich die 2,75 Millionen, von denen Prof. Siegel berichtet.

Dass die Pharma Industrie die Tabakkontrolle finanziell unterstützt ist seit Jahren bekannt, wie ich hier berichtete. Bereits in dem 2008er Bericht tauchten einige der in 2012 unterstützten Organisationen auf, wenn auch mit niedrigeren Beträgen.

Man kann sich leicht vorstellen, dass die Pharma Industrie über die e-Zigarette nicht erfeut ist. Sie ist eine unliebsame Konkurenz, wenn es darum geht, Rauchern Geld aus der Tasche zu ziehen.

Dass von 2000 Organisationen im heanth-business gerade mal 8 gegen die eZigarette ins Feld ziehen, könnte aber auch ein Zufallseffekt sein. Einige der seit Jahren unterstützen Organisationen selbst haben bereits ein ausreichend großes Interesse daran, die e-Zigarette vom Markt zu fegen.  Eine Organsiation wie ASH ("actions on smoking and health"- $200.000) verlöre ohne Raucher vollends ihre Existenzberechtigung. Dagegen ist für die Pharma-Industrie der Nikotinmarkt nur peanuts.

Von daher ist die suggerierte Schlussfolgerung, dass nämlich die Pharma-Industrie gezielt gegen die e-Zigarette vorgeht zwar möglicherweise wahr, aus dem Zahlenmaterial aber kaum ableitbar.

Aber es trifft ja keinen Unschuldigen. Die Methode sich aus einem Berg von Zahlen solche herauszugreifen, die den eigenen Standpunkt untermauern ("cherry picking") wird von der Tabakkontrolle seit Jahren mit Erfolg praktiziert.  Beispielsweise wird sich sicher irgendwo auf der Welt ein Ort finden lassen, wo irgendwelche Erkrankungen zurückgegangen sind, nachdem ein generelles Rauchverbot verhängt wurde. Gefunden wurde Helena, Montana.






Sonntag, 23. September 2012

Umverteilung von Unten nach Oben

Eine neue Studie zeigt erneut, dass hohe Tabaksteuren vor allem die Armen treffen. Das Schöne daran ist: selbst links orientierte Gruppen stören sich daran nicht: "sollen sie halt das Rauchen aufgeben". Kaum ein anderes System der Umverteilung von Unten nach Oben hat diesen Charme.

In New York kostet eine Schachtel Zigaretten an die 12$. Dieser Preis wurde durch eine Reihe von Steuererhöhungen erreicht. Wenn auch die New Yorker im Schnitt immer wengier Rauchen, bleibt die Raucherquote bei den Ärmsten annähernd konstant.

Theorie und Praxis

Das führt dazu, dass in den unteren Schichten 25% des Einkommens für Zigaretten ausgegeben wird und der Staat 600 Mio Dollar an Steuern kassiert.

Steuererhöhungen werden gerne damit begründet, dass sie Leute davon abhalten werden, mit dem Rauchen anzufangen, oder sie dabei unterstützen mit dem Rauchen aufzuhören. Bei den unteren Bevölkerungsschichten funktioniert das nicht. Nicht bei den ersten Steuererhöhungen, nicht bei den letzten und bei den zukünftigen wird es auch nicht funktionieren. Es ist eine sichere Sache.

Eine zynische Wirtschaftswissenschaftlerin

Solita Collas-Monsod von der University of the Phillipines bestätigt, dass höhrere Steuren nicht zu geringeren Steuereinnahmen führen. "Süchtige Raucher werden immer noch Zigaretten kaufen". Im gleichen Atemzug sagt sie, dass "Sündensteuern" nicht ungerecht seien. "Wir möchten, dass die Armen mit dem Rauchen aufhören, denn sie können sich medizinische Behandlung nicht leisten".




Samstag, 22. September 2012

Details der Tabakrichtline durchgesickert

Christopher Snowdon berichtet, dass Details der zukünftigen EU Tabakrichtlinie der Presse zugespielt wurden. Hier eine Überasetzung seines (englischen) Texts.

Ein Entwurf der EU Tabakrichlinie erreichte diese Woche die deutsche Presse. Sie erinnern sich vielleicht noch an die EU-weiten Umfragen zu dieser Richtlinie, deren Ergebnisse letztes Jahr veröffentlich wurden. Sie zeigten massive Bedenken bezüglich der extremen Maßnahmen der Tabakkontrolle. Eine "große Mehrheit" spach sich dafür aus, das wissenschaftlich nicht begründete Verbot von Snus aufzuheben.
  • Eine nennenswerte Mehrheit war dagegen, die Tabakrichtlinie zu erweiteren (d.h. weitere Verbote zu verhängen)
  • Eine große Mehrheit ... sprach sich dafür aus, das Verbot von Snus aufzuheben.
  • Eine nennenswerte Mehrheit spach sich dagegen aus, Inhaltsstoffe auf EU-Ebene zu regulieren
  • Eine nennenswerte Mehrheit spach sich dagegen aus, den Zugang zu Tabakprodukten zu erschweren.
Das 125 Seiten starke Dokument lässt erkennen, dass sich die EU Komission entschlossen ist, nicht auf ihre Bürger zu hören und stattdessen  die Interessen von Lobbyisten und der Pharmazeutischen Industrie zu unterstützen. Vielleicht überrascht Sie das ja nicht. Wie man europäischen Nachrichenquellen entnehmen kann, könnte die die Richtlinie weit schlimmer ausfallen als befürchtet. Hier einige ihrer Tiefpunkte:
  • Totales Verbot von jeglichen rauchloses Tabak in der gesamten EU (außer Schweden)
  • Totales Verbot von E-Zigaretten
  • Verbot von Menthol und anderen Aromastoffen
  • Standardisierte Dicke, Länge und Farbe von Zigaretten
  • Verbot mehr als eine Sorte jeder Marke auszustellen
  • Grafische Warnungen, die 75% der Oberfläche bedecken
Das Verbot von rauchlosem Tabak wird auch Schnupftabak und alle Arten von Kautabak betreffen. Gewissen ethnischen Minderheiten, die "asiatische" Produkte verwenden, wird das nicht gefallen. Es bedeutet auch, dass der lose Snus in Dänemark verboten wird, der bis jetzt als "traditionelles Tabakprodukt" noch erlaubt war.

Die schwedische Erfahrung
Das Snus-Verbot wird nicht aufgehoben, und es gibt für die EU-Bürger keine Chance mehr die "Schwedische Erfahrung" zu machen, wo Raucher massenhaft eine Alternative gefunden haben, die 99% sicherer ist. The Local schreibt dazu:

In Schweden rauchen nur 11% der erwachsenen Bevölkerung, im Gegensatz zum EU-Durchschnitt, wo es 28% sind.

Jede Regierung, die sich ernsthaft um die die Volksgesundheit sorgt, würde Snus sofort legalisieren. Anderseits würde eine Regierung, die tatsächlich daran glaubt, das Snus eine ernsthafte Gefahr darstellt, die Ausnhameregelung für Schweden streichen. Hier geht es ganz offensichtlich nicht um Gesundheit. Es geht um Geld und Politik.

Die Pharmaindustrie - und in diesem Fall auch die Tabakindustrie - werden sich freuen, dass die E-Zigarette in die Schusslinie geraten ist. Der Entwurf sieht vor, dass nur noch solche nikotinhaltigen Produkte auf dem Markt zugelassen sind, die als medizinische Produkte zugelassen sind. Für e-Zigaretten kommt dies einem Verbot gleich. Hunderttausende von EU-Bürgern, die mit Hilfe dieser Dampfgeräte das Rauchen aufgegeben haben werden auf die Tabakzigarette zurückgworfen. Tolle Arbeit.

Viele der anderen Empfehlungen sind recht trivial. Sie dienen lediglich dazu der Tabakindustrie lästig zu sein. Das Verbot, mehr als eine Sorte jeder Marke auszustellen ist mir neu. Ich kann mir nicht vorstellen, wer sich das ausgedacht haben mag und was die wohl dabei geraucht haben. Das Verbot Mentholhaltiger Zigaretten ist wissenschaftlich nicht begründet. Es ist nur auf der Agenda, weil es der Verbotsindustrie in den Fingern juckt, noch etwas zu verbieten, und es einfacher ist, Produkte zu verbieten, die keinen großen Martkanteil haben, wie Mentholzigaretten und rauchloser Tabak, als Zigaretten insgesamt zu verbieten.

Die Regelung, 75% einer Schachtel mit Warnhinweisen zu bedecken entspringt den gleichen Betonköpfen. Vermutlich zielt das auf Leute, die noch nicht davon gehört haben, dass Rauchen ungesund ist. Der nächste Schritt wäre dann die Einheitsverpackung ("plain packaging"). Die Welt berichtet hierzu:

Rechnet man die Steuerbanderole noch mit als auch in der Größe vorgeschriebenes Element, bleiben den Herstellern noch etwa zehn Prozent der Packung zur freien Gestaltung.

Die Richlinie kann in der Zukunft noch weiter verschärft werden, denn die Europäische Komission ist bereit den "nächsten logischen Schritt" zu nehmen:

Die Kommission sieht die Beschränkungen als Vorstufe: Fünf Jahre nach Inkrafttreten der nun geplanten Richtlinie will sie weitere Vorschläge "in Richtung eines vollen Plain Packaging" vorlegen, also ein Verbot jeglicher Logos, Bilder, Schriftzüge und -arten.

Das sind die Nachrichten, wie ich sie verstehe (sie stammen hauptsächlich aus ausländischen Quellem, da die britischen Medien kein Interesse zeigten). Gesundheit und Freiheit werden wieder einmal speziellen Interessen geopfert. Aber das ist die Europäische Komission: inkompetent und bis ins Mark verdorben.

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